
Amerikas Landwirte wählen republikanisch. Doch die Bauern sind auf Arbeiter aus dem Ausland angewiesen, Donald Trumps Massenabschiebungen treffen sie schwer. Kippt die Stimmung auf dem Land?
Ende März hatten Vermummte die Farm der Familie in Sackets Harbor im Bundesstaat New York gestürmt. Sie kamen vor Sonnenaufgang, 40 oder 50 Männer, schwer bewaffnet, schwarz gekleidet, maskiert. Eine Razzia der Einwanderungspolizei ICE. Die Polizisten waren auf der Suche nach einem Südafrikaner, dem die Verbreitung von Kinderpornografie vorgeworfen wird. Aber dann, vielleicht damit sich der Einsatz lohnte, traten sie noch ein paar Türen in den Unterkünften der Beschäftigten ein. »Kollateralfestnahmen« heißt das Vorgehen im ICE-Slang . Die Polizisten überwältigten mehrere Farmarbeiter, legten ihnen Handschellen an. Auch eine aus Guatemala stammende Mutter mit ihren drei Kindern im Schulalter wurde abgeführt.
Die heile Welt des gottgläubigen republikanischen Ehepaars liegt seitdem in Trümmern.
Robbins hat 1500 Milchkühe im Stall. Auf seinen Feldern am Lake Ontario an der Grenze zu Kanada baut er Mais, Soja und Weizen auf mehr als 3000 Hektar an.
Die meist jungen Hispanics auf Robbins’ Farm arbeiten 60 Stunden die Woche, auf eigenen Wunsch, wie er sagt. Die Zuwanderer wollen möglichst viel Geld an ihre daheim gebliebenen Familien schicken, bevor sie nach ein paar Jahren zurückkehren. Robbins zahlt zwischen 18 und 22 Dollar die Stunde. Wer viel schuftet, kann auf 55.000 Dollar im Jahr kommen, ein Vielfaches dessen, was er in der Heimat verdienen würde. Für 20.000 Dollar könne man in Guatemala ein schönes Häuschen mit fließend heißem Wasser und Betonboden bauen, haben ihm Arbeiter erzählt.
Zu den sieben Menschen, die die Einsatztruppe in Sackets Harbor im Morgengrauen abtransportierte, gehörte auch der Arbeiter, der den Streichelzoo versorgte, die Ziegen, Kälber, Ponys, Lamas und das Kamel. Für seine Frau sei der junge Mann aus Guatemala viel mehr als eine kompetente und verlässliche Arbeitskraft gewesen, sagt Robbins. »Er war für sie eher wie ein weiterer Sohn.« Er selbst muss zwischendurch schlucken, während er die Ereignisse rekapituliert.
Ein winziger Trost für die Farmerfamilie: Die Mutter und ihre drei Kinder sind Anfang April aus dem Abschiebezentrum in Texas nach Sackets Harbor zurückgekehrt. Ihre Rettung verdanken sie einem Aufstand des Dorfes – in Kombination mit der Tatsache, dass Trumps »Border-Zar« Tom Homan dort ein Feriendomizil hat. Rund 1000 Menschen – in einem Ort mit rund 1300 Einwohnern – marschierten an einem Wochenende zum Haus, das der Hardliner in bester Lage am Lake Ontario besaß. Homan bestreitet, dass die Freilassung etwas mit dem Protest seiner Mitbürger zu tun hat . Doch darüber können Einheimische nur bitter lachen. »Der hatte Angst, dass ihn die Leute schneiden, wenn er sich im Chrissy Beanz einen Kaffee holt«, sagt eine Ortsansässige. »Wir haben nicht länger unterschiedliche politische Meinungen, sondern eine Differenz der Moralvorstellungen« steht auf einem Schild im Vorgarten eines Nachbarn ein paar Häuser weiter.
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